Luftkrieg in unserer Heimat

Westwall

(Heinz Bernard& Josef Strauß)

Gegen Ende des 1. Weltkrieges wurde die Not immer größer, die Lebensmittel immer knapper, Notgeld und Lebensmittelkarten wurden ausgegeben. So gab es

z. Bsp. 1917 pro Kopf und Woche 250 g, für Kinder unter 6 Jahren 125 g Fleisch.

Mit Beendigung des großen Krieges wurde die Lage aber nicht besser. Streiks waren an der Tagesordnung, und der große 100 tägige Bergarbeiterstreik an der Saar vom 05. Februar 1923 bis zum 15. Mai 1923 übertraf alles bisher Dagewesene. Die Mark verfiel immer mehr. Im Jahr 1923 versank das deutsche Finanzwesen im Chaos, breite Bevölkerungsschichten verloren ihre Ersparnisse und verarmten, die Wirtschaft steckte in einer tiefen Krise. 1929 stieg die Arbeitslosenquote im Schnitt auf 13,2 %.           Wie viel Mut, Zuversicht und Gottvertrauen müssen unsere Eltern und Großeltern aufgebracht haben, um in dieser Zeit der Ungewissheit ihre Familie zu gründen. Mit der „Heimkehr ins Reich“, über die am 13. Januar 1935 abgestimmt wurde, und die ein Votum von 90,8 % für Deutschland brachte, sollte alles besser werden. Rein äußerlich war das auch anzunehmen. Die Menschen waren durch die vielen öffentlichen Arbeiten wie Straßenbau und Autobahn in Arbeit und Brot. Wo dies alles hinführen sollte, blieb den Menschen verborgen, bis uns 1938 die Augen aufgingen.

Durch den Versailler Vertrag aus dem Jahre 1919 war es Deutschland verboten, linksrheinisch neue Befestigungsanlagen zu errichten. Nach der Saarabstimmung 1935 und nach der Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes 1936 begannen rege Bautätigkeiten an der Westgrenze des Reiches. In dem so genannten „Grenzwacht – Bauprogramm“ wurden an den wichtigsten Grenz- und Flussübergängen zwischen der Eifel und der Grenze zur Schweiz 50 Bauwerke errichtet. Zwischen 1937 und 1940 erfolgte dann der eigentliche Ausbau des „Westwalls“ als Gegenstück zur Maginot - Linie, die bereits in den Jahren 1929 – 1932 gebaut worden war und Elsass und Lothringen vor eventuellen deutschen Angriffen schützen sollte, begonnen. Die Hauptlast dieser Verteidigungsanlage oblag den so genannten „Werken“. (z. Bsp. Ouverage 19/Hackenberg) Dies waren regelrechte Festungen unter Tage. Sie waren mit Allem so eingerichtet, dass sie  lange Zeit eigenständig weiter kämpfen konnten, ohne von Außen versorgt zu werden. Zwischen den einzelnen Werken, die auch oft zu „Werksgruppen“ zusammengefasst waren, lagen größere Zwischenräume, die recht schwach verteidigt waren.

Die Zahl der Bunker war im Westwall viel größer und die Anlage der Schießscharten war so, dass sich die Bunker gegenseitig Schutz bieten konnten. Dagegen war die Bewaffnung geringer als die in den französischen Werken. 

Die Baumaßnahmen dieses gewaltigen Bollwerkes, das von Basel an der Schweizer Grenze bis nach Kleve am Niederrhein reichte, teils in einfacher Linie mit wenigen Bunkern, teils in doppelter Linie, wurden in drei Programmen durchgeführt:

1.     Das Pionier - Programm (Frühjahr 1938) mit einer vorgesehenen Besatzungsstärke von 5 – 10 Mann (in Einzelfällen bis 25 Mann)

2.     Das Limes – Programm (Sommer – Herbst 1938) mit 3 – 15 Mann (max. 33 Mann)

3.     Das Aachen – Saar – Programm (Frühjahr – Herbst 1939, teilweise bis 1940) mit 6 – 38 Mann.

Im Normalfall wurden die Besatzungen von in der Nähe liegenden Verpflegungslagern versorgt. War dies nicht mehr möglich so waren in den Bunkern pro Kopf eine 7 – Tage Ration gelagert. Der Satz pro Kopf und Tag betrug:

400 g Rindfleischkonserve

850 g Gemüsemischkonserve

130 g Wurstkonserve

130 g Cornedbeef oder 125 g Schmelzkäse

110 g Fischkonserve

100 g Schmalz

  80 g Zucker

  15 g Salz

    3 g Tee

100 g Schokolade

  50 g Knäckebrot oder Feldzwieback

   7     Flaschen Mineralwasser

 Die Gesamtkosten dieses gigantischen Bollwerkes betrugen 3 600 000 000 RM.

Der Schwerpunkt dieser gigantischen Verteidigungslinie lag im Saarland. Vom Dreiländereck bis nach Mettlach war mit dem so genannte „Orscholzriegel“ eine besonders kampfstarke Verteidigungsanlage gebaut worden. Zwischen Merzig und Saarbrücken teilte sich der Westwall in eine Vordere Linie und die „Hilgenbachstellung“, die bis hinter St. Wendel reichte. Allein im saarländischen Verteidigungsbereich standen 4 100 Bunker verschiedener Typen, sowie rund 60 km betonierter „Höckerlinie“. Die starke Massierung lässt sich erst erkennen, wenn man weiß, dass auf einer Gesamtlänge von 630 km 17 800 Bunker und 460 betonierte größere Stellungen erbaut wurden. Der Westwall bestand aus einem ausgeklügelten System von mehreren Bunkertypen, Befehls- Kampf- und Beobachtungsständen, Panzergräben und Höckerlinien. Alle Bunker waren durch Telefonleitungen und Laufgräben miteinander verbunden. Zwischen den Bunkern wurden Packstellungen ausgebaut und vor der HKL (Hauptkampflinie), im Westfallvorfeld unmittelbar vor der ersten Bunkerlinie, wurde ein 20 m breiter Stacheldrahtverhau gezogen. Die Hauptkampflinie in unserem Raum war auf eine Tiefe von 1,0 – 1,5 km dreifach gestaffelt

1.     Die vorderste Linie zwischen Saar und Eisenbahnlinie Saarbrücken – Trier,

2.     die mittlere Linie zwischen Eisenbahnlinie und der heutigen B 51,

3.     die hintere Linie östlich der B 51, die bis in die Ortslage von Schwalbach – Griesborn und Hülzweiler reichte.

Alle diese Bauten waren reine Kampfbunker.

Bei Beginn des Krieges am Freitag, dem 01.09.1939, waren noch nicht alle Bunker fertig betoniert und noch gar nicht oder nur teilweise armiert. Die Besatzungs – Sollzahlen wurden erst mit Ende des Polenfeldzuges erreicht.Vom 29. August 1939 bis zum 20.05.1940 wurden die Bunker durch Kampftruppen der deutschen 34. I.D. besetzt. Am 29. August 1939 ging eine Batterie mit 4 Geschützen am nordwestlichen Ortsausgang von Hülzweiler in Stellung. Wegen besserer Tarnmöglichkeiten wurde sie in die Nordwestecke des Ensdorfer Waldes verlegt.

Im Westfeldzug wurden die Bunkeranlagen des Westwalls so gut wie gar nicht geprüft, und nach dem Waffenstillstand mit Frankreich begann die „Entschärfung“ des Westwalls. Die Bunker wurden verschlossen und mit Vorhängeschlössern oder Schrauben gesichert.

Zu den vorhandenen Bunkern wurden in unserem Raume noch rund 90 so genannte „Koch – Bunker“ erstellt. Diese Schwächlinge waren Betonröhren mit geschlossenem oder offenen Deckel und teilweise seitlichem Einstieg. Sie waren aus Stahlbeton mit Armierung gebaut und hatten eine Höhe von 1,70m, einen Durchmesser von 1,40m und eine Wandstärke von 0,10 m. Diese „Schwächlinge“ wie man sie nannte, sollten für verschiedene Zwecke verwendet werden. 

Um dieses „gigantischste Befestigungswerk aller Zeiten“, wie Hitler es nannte, zu errichten, bedurfte es genau so gigantischer Anstrengungen. Ungeheuere Mengen an Material wurden von Heerscharen von Arbeitern und Ingenieuren  verarbeitet.  Im Sommer 1938 rollten aus allen deutschen Landen Sonderzüge mit Tausenden von Arbeitern, angelockt durch die hohen Löhne, die gezahlt wurden, in unsere Heimat. Waren im Juni 1938 ca. 9 000 Arbeiter an dem Bau tätig, so waren es im September des gleichen Jahres bereits 342 000 Mann. Auch in Hülzweiler, das mitten in einem Schwerpunkt der Verteidigungslinie lag, waren hunderte von Arbeitswilligen, hauptsächlich aus Thüringen und der Umgebung von Berlin,  in Privatquartieren untergebracht,  was für die Vermieter einen willkommenen Nebenverdienst einbrachte. Unter dem Schlagwort „Hau ruck, der Westwall steht“ war das schier Unmögliche wahr geworden. Am 17. Mai 1939 überzeugte sich der „Führer“ persönlich vom Stand der Arbeiten.