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Notzeiten

Matthis Kohn, 1948, Rektor in Hülzweiler

In Zeiten allgemeiner Not,
Ihr kennt sie, liebe Volksgenossen,
wo auf das letzte Stückchen Brot
aus vielen Augen Tränen flossen,
hat mancher schon die lange Nacht
gepeinigt von des Lebens Sorgen
auf hartem Lager durchgewacht,
bis zu dem nächsten, lichten Morgen.

Und wenn er trostlos aufgewacht,
so quälte ihn der Tag nicht minder,
auch hier war Not im Vaterland
vom Prinzen bis zum Besenbinder.
Wir blicken flehend auf zu Gott.
Er sah wohl unsere Tränen fließen.
Allein aus Weinen wird kein Brot,

der Himmel schien sich zu verschließen.

Da rief man wie von Gott gesandt,
es klang als wär es Gottes Stimme:
“Nütz auch das letzte Stückchen Land,
verbessere die Zeit, die schlimme!”
Fang wieder bei der Erde an
und lerne sie wohl recht bebauen.
Gott gab sie dir als erstes Pfand,
auf sie kannst du bestimmt vertrauen.

So stand der Glaube hell vor dir,
du kannst der Heimat nützlich werden.
Ermanne dich und diene ihr,
Schrei nicht Verdruss und nicht Beschwerden.
Gott stärkte unsere schwache Hand,
sein Hauch hat unsere Not befeuert.
Sein Werk war es, das unser Land
im Dorf und Feld erneuert.