Rundfrage

über die Schicksale der saarländischen Gemeinden und ihrer Bevölkerung im 2. Weltkrieg 

Im September 1955 versandte die Kommission für Saarländische Landesge-schichte und Volksforschung einen Katalog mit 65 Fragen betreffend den o. a.  Themenkreis an alle saarländischen Gemeinden. Die Rundfrage war gegliedert in 6 verschiedene Problemfelder:

  1. Militärische Anlagen
  2. Erdkampf
  3. Luftkampf
  4. Einquartierungen
  5. Kriegsschäden und Kriegsverluste der Gemeinde und ihrer Bevölkerung
  6. Schicksale der Bevölkerung während der Evakuierung

In meiner Aufarbeitung halte ich mich streng an die aufgeführten Angaben, obwohl einige davon nach dem heutigen Wissensstand nicht mehr stimmen, wie Sie unschwer in der Gesamtarbeit feststellen können.

Zu 1.

Innerhalb der Gemarkung lagen ein Bunker auf „Rodenbüsch“(Nr. 5. auf der Karte), zwei „Am Sanken“ und einer „Auf Schwarscht“, wo auch zwei Beobachtungsstände im Wald lagen. In „Nussholz“, in der Nähe des Ensdorfer Waldes sowie „In der Gräth“ lag jeweils ein Beobachtungsstand. (Auf der Karte Nr.1 ist die genaue Lage sowie die Anzahl der Bunker eingetragen. Die Anlagen Nr. 1,2,3, und 4 lagen wohl an der Gemarkungsgrenze zwischen Fraulautern und Hülzweiler, sind aber wegen der unmittelbaren Nähe zu unserem Dorf mit zu zählen. Nr. 6 und 7 liegen nicht „Am Sanken“ sondern „Auf Hoscht“. Der auf „Schwarscht“ ist auf der Karte nicht mehr zu sehen.)

Zu 2. 

 Alle Befestigungswerke waren in den Kriegsjahren 1939/40 und 1944 besetzt. Ende Dezember 1944 wurde unser Dorf endgültig von deutschen Truppen in Richtung Türkismühle verlassen. Ende des Krieges drangen dann die alliierten Truppen in den Ort ein. Innerhalb des Ortes fanden keine Straßenkämpfe bzw. Kampfhandlungen statt. Volkssturmeinheiten, die kurz vor der Evakuierung gebildet wurden, traten zu keiner Zeit in Aktion, da sie durch die Evakuierung aufgelöst worden waren. Weitere Befestigungsanlagen  für den Erdkampf sowie Ballonsperren oder Munitionslager gab es auf unserer Gemarkung keine. Für die Luftabwehr stand auf dem „Schützenberg“ in der Nähe des alten Wasserhochbehälters eine Flakstellung mit drei Geschützen und einem Scheinwerfer. vorhandenen. Über die  von der Bevölkerung selbst angelegten Schutzunterstände berichten wir im Hauptteil unserer Arbeit.

Zu 3.

In einem Nachtangriff im September 1942 fielen gegen 1.30 Uhr zum ersten Male

Brandbomben und eine Sprengbombe auf unser Dorf. Bei einem Angriff auf Saarbrücken wurde ein einzelnes Flugzeug abgedrängt, so dass es sein Ziel nicht erreichen konnte. Um einen risikolosen Heimflug zu garantieren, warf es seine Bombenlast ziellos, diesmal über Hülzweiler, ab. Die Sprengbombe zerstörte das Haus des Peter Krämer in der Tempelstraße, dessen Sohn durch herabstürzendes Gebälk getötet wurde. Durch die Brandbomben entstanden 110 Hausbrände, die alle bis auf einen Großbrand im Anwesen des Bauern Blaß Johann an der Ecke Fraulauterner Str.  - Bergstraße gelöscht werden konnten, ohne größere Schäden anzurichten (Siehe Ausarbeitung) Von September bis Dezember 1944 fanden Jagdfliegertätigkeiten - auch mit Luftkämpfen – über dem Gemeindegebiet statt.

Zu 4.

Im September 1939 lagen viele deutsche Truppen in unserem Dorf, die dann in die Bunker einzogen. Im Dezember 1944 hatte ein Stab seine Dienststelle im Ort, und die Soldaten, die in der zweiten Verteidigungslinie bei Heusweiler Befestigungspunkte und Minenfelder angelegt hatten, waren bei uns einquartiert.

Zu 5.

Die Frage, wie viele männliche Einwohner der Gemeinde im Wehrdienst standen, wurde mit ungefähr  850 beantwortet. Als Nachrichtenhelferinnen, Flakhelferinnen oder für den Einsatz im Lazarettdienst wurden ca. 20 junge Frauen eingezogen. Von den Soldaten fanden 161 den Tod. Von den Einwohnern von Hülzweiler wurden durch Luftangriffe 9, durch Artilleriebeschuss 4 und durch Landminen 3 getötet. In Kriegsgefangenschaft  gerieten rund 560 Personen, von denen nachweislich 6 verstarben. 78 ehemalige Soldaten werden heute noch vermisst. Durch Luftangriffe wurden 5  Häuser völlig zerstört, fast kein Haus blieb unbeschädigt. Durch Artilleriebeschuss entstand im Gemeindewald großer Schaden.

Zu 6.

Die Bevölkerung von Hülzweiler wurde sowohl vom 1.9.1939 bis August 1940, als auch vom Dezember 1944 bis August 1945 evakuiert. Während die Menschen beim ersten Mal zum größten Teil nach Mitteldeutschland: Hessen, Thüringen und Niedersachsen gebracht wurden, war 1944 das Ziel Süddeutschland: Franken und Bayern. Beide Aussiedlungen geschahen zwangsweise, wobei sich rund 200 Personen 1944 der Ausweisung widersetzten und in der Heimat zurückblieben. Während der Evakuierung verstarben 10 Personen eines natürlichen Todes und 9 ließen bei Kriegshandlungen ihr Leben.

Durch den Verlust des gesamten Großviehbestandes erlitt die Gemeinde einen nicht wieder gut zu machenden Schaden. Besonders in der Ziegenzucht war de Verlust unermesslich, stand doch Hülzweiler innerhalb des Reiches an 1. Stelle und hatte die deutsche Staatsplakette für besonders hochqualifizierte Zuchtziegen mit einer jährlichen Milchleistung von bis zu 2000 Liter Milch.

Im Gemeindegebiet befand sich ein kleineres Kriegsgefangenenlager mit 20 – 25 Kriegsgefangenen, die in der Landwirtschaft eingesetzt waren.