Das alte „Leeweshaus“

(Heinz Bernard)

Das alte „Leeweshaus“ in Hülzweiler in der Fraulauterner Strasse hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Die Eheleute Heinrich Schmitt und Maria Magdalena Löw, die am 07.05.1864 heirateten, erbauten im darauf folgenden Jahr 1865 dieses wahrhaft stattliche Bauernhaus, in dem auch die Scheune und der Stall unter einem Dach waren. Der linke Teil des Hauses war das Wohnhaus, der rechte Teil die Scheune, worauf auch heute noch die Durchfahrt hinweist, und dazwischen lag der Stall.

Die Schulden, die sich das Ehepaar Schmitt – Löw mit dem Bau ihres Hauses aufgeladen hatten, waren enorm. Die folgenden Jahre waren politisch und wirtschaftlich sehr unruhig. Drei Mobilmachungen mit Einquartierungen, die zeitweiligen Stillegungen von einigen Gruben und Fabriken wegen des deutsch – französischen Krieges 1870/71 sowie Missernten zwangen die Familie Schmitt zur Aufnahme von Hypotheken und Darlehen zu hohen Zinsen, die bald nicht mehr zurückgezahlt werden konnten. Das Anwesen musste veräußert werden, blieb aber Gott sei Dank in der Familie.

Der pensionierte Pastor Johann Schommer, der von 1841 – 1850 Seelsorger in Hülzweiler war, erwarb es, um seinen Lebensabend in Hülzweiler verbringen zu können. Er war der Großonkel der Magdalena Schmitt – Löw, deren Mutter Barbara Schmelzer mit ihrem Oheim Johann Schommer, dem besagten Pastor, beide aus Trier, als „Häärenmaad“ nach Hülzweiler kam, wo sie dann nach zwei Jahren den Ackerer Peter Löw heiratete. Ihre Tochter Maria Magdalena brachte also den Namen „Löw“ in die Familie Schmitt und in dieses Haus.

Nach dem Tode von Pastor Johann Schommer am 16.02.1880 in Hülzweiler war sein Bruder Peter Schommer aus Trier Alleinerbe. Verwalter der gesamten Erbmasse in Hülzweiler war der damalige Ortsvorsteher Peter Jungmann, was für das Fortbestehen von „Leeweshaus“ besonders wichtig war. Er kannte wie kein Zweiter die Schulsituation, in der sich die Gemeinde Hülzweiler befand. 

Im Jahre 1876 wurden in der Knaben- und Mädchenschule gegenüber der Kirche in jeweils einer Klasse über 100 Kinder unterrichtet. Ein Jahr später waren die Klassen so überfüllt, dass eine dritte, eine gemischte  Klasse, gebildet werden musste. Sie fand in der ehemaligen Lehrerinnenwohnung in der Mädchenschule eine Bleibe. Die beiden Lehrerinnen Frau Thome und Frau Wallrich mussten sich bei irgend einem Bauern im Dorfe einmieten. Die Schulsituation wurde immer prekärer. In dieser Lage gelang es dem Ortsvorsteher Peter Jungmann das „Leeweshaus“ zu einem Preis von 6000 Mark für die Gemeinde zu erwerben. Die Umsetzung des ursprünglichen Plans, das Haus zu einem Schulsaal umzubauen, wäre zu teuer geworden. Deshalb richtete es die Gemeinde als Wohnhaus für die beiden Lehrerinnen her. Seit dieser Zeit blieb es das Haus mit den Dienstwohnungen für Lehrer und Lehrerinnen, bis es nach dem Selbständigwerden  der Gemeinde Hülzweiler am 01.01.1948 umgebaut und zum Bürgermeisteramt wurde. Seit de Gründung der Großgemeinde Schwalbach am 01.01.1982 beherbergte es die Beratungsstelle des Gemeindebezirks Hülzweiler sowie das Büro des Ortsvorstehers Herr Peter Hirschmann.  Mit der Herrichtung des Bürgerhauses Matthias Kohn wurden beide Büros dorthin verlagert und das alte, geschichtsträchtige „Leeweshaus“ fand einen neuen Besitzer. 

Leeweshaus 1982