Standort: Kappeslängt auf der Hild, Flur 2 (heute ist nichts mehr davon zu erkennen)
Der mündlichen Überlieferung zufolge stand ein Stück außerhalb des Ortes in Richtung Saarwellingen ein altes Kreuz. Das Kreuz ist seit Menschengedenken verschwunden und nieman kann seine genaue Form oder Aussehen beschreiben. Über den Standort wurde in der Vergangenheit viel ge rätselt, und man konnte sich auf einen genauen Punkt dies bezüglich nicht einigen. Uber einstimmend erzählten jedoch die “Alten” das Kreuz habe im Bereich ”Kuhnacker-Lehmkaul" gestanden. Man habe dieses Kreuz das “Pestkreuz“ genannt im Gedenken an schwere Zeiten, in denen unser Dorf von Seuchen und an-deren Drangsalen heimgesucht worden sei. Welchem Zeit ab schnitt unserer Dorfgemeinschaft dieses Kreuz genau ge widmet ist, ist nicht zu bestimmen. Von Seuchen wird aus dem 30-jährigen Krieg berichtet, aber auch in späteren Jahrhunderten wurde unsere Heimat wiederholt von Epidemien wie Pest, Cholera oder Typhus überzogen. So lesen wir in alten Chroniken aus den Jahren 1666 und 1699 von Krankheit und Not in unserer Gegend. Auch im achtzehnten Jahrhundert, zu Zeiten der Erbfolge kriege wurde unsere Heimat von Seuchen heimgesucht. Es gibt im Saarland mehrere sogenannte “Pestkreuze“, aber kaum eines dieser sakralen Denkmäler stammt aus dem Mittelalter. Die meisten sind nach 1700 errichtet worden, so wahrscheinlich auch das “Pestkreuz“ von Hülzweiler. Man hat sich oft gefragt, warum man dieses Kreuz so weit außerhalb des Ortes aufgestellt habe, an eine Stelle wo es vom Dorf her nicht einmal zu sehen war. Die Menschen der damaligen Zeit glaubten mit der Errichtung dieser Kreuze Not und Elend von ihren Wohnstätten fernhalten zu können. Sie stellten sie weit von ihren Häusern auf, in der Hoffnung, das Unheil und Missgeschick von ihrem Dorf fern bleibe. In vielen Fällen stellte man das “Pestkreuz“ auch in die Richtung, von der man wusste‚ dass von dort früher einmal Pest und ähnliches Unheil gekommen war. Wo genau stand nun das alte “Pestkreuz“ von Hülzweiler? Auf einer alten historischen Karte, die zwischen den Jahren 1803 und 1820 gefertigt wurde, ist ein ein Kreuz einge- zeichnet, von dem angenommen werden kann‚ dass es unser ”Pestkreuz“ ist. Die Stelle liegt am Feldweg zwischen Lehmkaul und dem heutigen Industriegebiet Kuhnacker. Es ist ungefähr die Stelle wo man den Standort des alten Kreuzes vermutet hat. Bei der historischen Karten, auf dieses Kreuz entdeckt wurde, handelt es sich um eine topographische Aufnahme rheinischer Gebiete durch französische lngenieurtopographen unter Oberst Tranchot 1803-1813 und durch preußische Offiziere unter Generalmajor Frhr. von Müffling aus den Jahren 1816-1820. Die Originale befinden sich in der Staatsbibliothek in Berlin-Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Karten wurden vor einigen Jahren neu aufgelegt. Sie beinhalten eine ganze Reihe interessanter Hinweise, die unseren Ort betref- fen. Dass dieses Kreuz auf einer von Offizieren gezeichneten Karte eingetragen ist, lässt vermuten, dass es weithin sichtbar war. Es könnte sich also um ein sogenanntes “Hochkreuz“ ge- handelt haben. Hochkreuz errichtete man auf Bergeshöhen oder an erhöhten Stellen. Sie wurden meist von Gemeinden, nicht von Einzelpersonen erstellt. weithin sichtbar sollten sie an Geschehnisse er- innern, die für alle Bewohner bedeutsam waren. Das ”Pestkreuz“ von Hülzweiler ist längst verschwunden, doch die Erinnerung an dieses Zeugnis unserer Vergangenheit hat Generationen überdauert.
Aus dem Archiv von Rainer Stürmer:
Zusammenfassung von Herr Braun, um 1990 im Auftrag der Gemeinde unter Bürgermeister Georg Fleck, erstellt.