Das alte Friedhofskreuz in der Talstraße wo heute das Haus für Kultur und Sport sowie das DRK-Wohnheim stehen, war früher der alte Friedhof und bis 1837 die ehemalige Pfarrkirche. Der Friedhof wurde vor dem letzten Weltkrieg eingeebnet, und die alte Kirche diente bis 1937 als "Spritzenhaus". Beim Neubau des Feuerwehrgerätehauses nach dem letzten Krieg wurde das alte Friedhofskreuz in der Straßenseite des Hauses aufgestellt. Man hatte das alte Kreuz zur Erinnerung an die alte Kirche und den Friedhof zunächst an seinem Standplatz belassen. Beim Bau der Talstraße musste das Kreuz versetzt werden. Es wechselte mehrmals seinen Platz, bis es nach dem letzten Kriege relativ lange einen Standplatz erhielt. Nach der mündlichen Überlieferung ist dieses alte, ehrwürdige Kreuz das Grabkreuz des Pfarrers Joseph Schmitz, der von 1872 — 1887 Pfarrer in Hülzweiler war. Joseph Schmitz wurde am 19.01.1840 in Trier geboren. Nach seinem Studium empfing er am 26.08.1865 die Priesterweihe im Dom zu Trier. Er wurde Kaplan in Spiesen und später in Ehrang. Nach s einer Kaplanzeit wurde er zunächst Pfarrer in Faha. Am 01.10.1872 wurde Joseph Schmitz Pfarrer in Hülzweiler, wo er fast 15 Jahre wirkte. Seine Amtszeit in Hülzweiler fiel in eine für die Kirche sehr schwere Zeit. Es war die Zeit des sogenannten “Kulturkampfes". Nach dem deutsch—französischen Kriege 1870/71 erließ die preußische Regierung eine Reihe von Gesetzen und Verfügungen, die einen schroffen Eingriff in das organisch gewachsene Verhältnis zwischen Kirche, Staat und Schule bedeuteten. Das neue Schulaufsichtsgesetz schloss die Geistlichen von ihrer bisherigen Tätigkeit in den Schule aus. Die Schulaufsicht oblag nun den A staatlichen Organen. Das sogenannte "Maulkorbgesetz", der Kanzelparagraph, verbot den Geistlichen eine öffentliche "Erörterung" staatlicher Angelegenheiten. Die Tätigkeit der Ordensleute wurde eingeschränkt, lediglich die Orden die der ausschließlichen Krankenpflege dienten, ließ man unbehelligt. Der Bischof von Trier‚ Mathias Eberhard, wurde inhaftiert und mußte vom O6. März bis zum 31. Dezember 1874 ins Gefängnis. Er mußte seine Standhaftigkeit wie viele andere Geistlichen 4 schwer büßen. Diese schwere Zeit dauerte bis 1887, bis die Friedensgesetze eine Einigung herbeiführten. In dieser schweren und entbehrungsvollen Zeit war der Pfarrer Joseph Schmitz ein treuer Priester und Seelsorger, der fest zu seinem Bischof und seiner Kirche stand. Als er im Jahre 1872 die Pfarrei übernahm, hatte Hülzweiler 1254 Einwohner, welche alle katholisch waren. Er verwaltete die Pfarrei in vorbildlicher Weise und hatte mit den Ortsbehörden ein gutes Verhältnis. Die Ortsvorsteher Mathias Strauß und Peter Jungmann, die während seiner Tätigkeit in Hülzweiler amtierten, standen fest zu ihrem Pfarrer und der Kirche. Leider war der Gesundheitszustand des Pfarrers Joseph Schmitz nicht der beste. Als in den Jahren 1881 — 1885 Seuchen in unserer Heimat auftraten (Typhus), erkrankten viele Einwohner von Hülzweiler. Aus den Jahren 1887/88 werden viele Erkrankungen in Lebach, Saarwellingen, Hülzweiler und Gisingen gemeldet. Am 14.04.1887 ist Pfarrer Joseph Schmitz gestorben. Er wurde nur 47 Jahre alt. Es ist zu vermuten, dass er einer der ersten Typhustoten in Hülzweiler war. Die Typhusseuche, die im Jahre 1893 in unserem Ort ihren Höhepunkt erreichte, forderte in diesem Jahre 31 Tote und 275 schwer Erkrankte. Das alte Friedhofskreuz in der Talstraße erinnert an einen aufrechten Priester, an eine schwere Zeit, aber auch an Standfestigkeit und Mut in der Stürmen der Zeit.
Aus dem Archiv von Rainer Stürmer:
Zusammenfassung von Herr Braun, um 1990 im Auftrag der Gemeinde unter Bürgermeister Georg Fleck, erstellt.