RLB – Reichsluftschutzbund

(Heinz Bernard & Josef Strauß)


 

Am 29.04.1933, also unmittelbar nach der Machtübernahme, wurde der RLB im Deutschen Reich gegründet, und am 26.05.2935 per Gesetz die Luftschutzpflicht eingeführt. Die Amtsträger des RLB trugen eine Uniform aus graublauem Tuch mit dem oben abgebildeten Hoheitszeichen am linken Unterarm und an der Mütze. Schon 1937 begann man mit dem Aufbau des RLB in der Gemeinde Ensdorf – Hülzweiler, Gemeindegruppenführer war Heinrich Bernard.

 

 Die Ortsgruppe des RLB Hülzweiler unter Leitung von Ortsgruppenführer Johann Lessel (2. Reihe 3. von rechts). Die Führungskräfte trugen die oben beschriebene Uniform (2. Reihe von rechts: Adams Josef, Lessel Johann, Kraus Hermann (Soldat), Gemeindegruppenführer Bernard Heinrich und Rosche Wilhelm, obere Reihe mit Fahne: rechts Ludes Hilarius, links Bernard Josef

Das Ausbildungsprogramm des passiven oder zivilen Luftschutzes umfasste Flugmelde- und Warndienst, das luftschutzmäßige Herrichten eines Hause und der Wohnung, die Brandbekämpfung, Gasschutz, Erste Hilfe, Menschenrettung, Bergung wichtiger Sachwerte, Instandsetzungsarbeiten, Notversorgung, Evakuierungsmaßnahmen und Errichtung von Schutzbauten. Diese Ausbildung der Selbstschutzkräfte sowie das Anlegen von Gasmasken erfolgte in Luftschutzschulen, die in jeder Gemeinde bestanden.  

Die Hausgemeinschaft bildete die kleinste, aber eigentlich die wichtigste Einheit des Luftschutzes. Sie hatte die Bekämpfung von Entstehungsbränden zu gewährleisten. Besonders wichtig für den Brandschutz war die Entrümpelung des Dachbodens. Alles Brennbare wie Papier, Holz, Stroh, Heu usw. musste entfernt werden. Da der Dachboden früher aus Holzbalken mit Stückholz bestand, wurde er mit einer Schicht trockenen Sandes belegt. Das Gebälk wurde mit Brandschutzfarbe (Kalk) gestrichen. Zur spontanen Brandbekämpfung standen einige Eimer mit Wasser, (im Winter mit Viehsalz vor dem Einfrieren geschützt) eine Handpumpe, eine Feuerpatsche (Besenstiel mit Putzlappen), ein Haufen trockener Sand mit Schaufel und einige Tüten mit Sand gefüllt in unmittelbarer Nähe des Einstiegs zum Dachboden bereit. Auch die Wohnung musste hergerichtet werden. Teppiche mussten aufgerollt, Gardinen abgehängt, Polstermöbel von Fenstern weggeräumt und beim Verlassen der Wohnung die Türen offen gelassen werden.

Um den feindlichen Flugzeugen keine Anhaltspunkte zu geben, wurde auf strickte Verdunkelung geachtet. Die Fenster wurden durch Läden, Rollos, Laken oder sonstige Hilfsmittel völlig abgedichtet, alle unnötigen Lichtquellen abgeschaltet, unabdingbare wie Schaufenster und Glasdächer abgeblendet oder mit dunklen Farben angestrichen, Autos, Motorräder und Fahrräder hatten einen Lampen-aufsatz mit einem 1 cm breiten wagerechten Schlitz, Taschenlampen waren mit Rot-, Gelb- und Grünlicht abgeblendet. Wenn bei Fliegeralarm die Frauen und Kinder die Schutzräume, entweder ihre eigenen Kellerräume oder Stollen und Bunker aufsuchten, patrouillierten die Blockwarte, dem einige Straßenzüge unterstellt waren, oder die Zellenwarte, die für jeweils eine Straße  verantwortlich waren, mit Stahlhelm und Gasmaske durch die Straßen, um die leerstehenden Häuser  zu beaufsichtigen und eventuell bei einem Angriff Brände schnellst möglich zu entdecken und im Keime zu unterdrücken. Sie kontrollierten aber auch die Verdunkelung. Bei Verstößen wurden drastische Strafen mit einem Stromentzug bis zu 8 Tagen ausgesprochen. Alle diese Verdunklungsmaßnahmen waren eher ein Beruhigungsmittel für die Bevölkerung als eine wirkliche Hilfe beim Luftschutz. Schon 1942 war es den Flugzeugen möglich, durch infrarote Wärmemessungen Menschenansammlungen in Städten und Dörfern zu lokalisieren. Bei Bombenangriffen markierten die so genannten Pfadfinder (Flugzeuge, die vor dem Bomberverband herflogen) taghell die anzufliegenden Ziele mit Leuchtbomben, im Volksmund „Christbäume“ genannt.

Da in den Städten die Straßenbeleuchtung abgeschaltet war, und in den engen Straßen in der Dunkelheit viele Gefahren lauerten, wurden alle gefährlichen Stellen besonders gekennzeichnet; Bordsteine erhielten einen Anstrich mit einem 50 m langen, unterbrochenen  weißen Streifen, Treppen wurden mit Zickzack-streifen markiert, Hausvorsprünge, Masten, Geländer, Pfeiler und Schranken  mit einem reflektierenden Calciumanstrich versehen. Um den Menschen in den Städten Schutz bei einem Angriff zu gewähren, wurden verschiedene Maßnahmen durchgeführt: In den Hauskellern wurden die Decken mit Holzstempeln abgesichert, mit Sitzgelegenheiten ausgestattet, und mit Mauerdurchbrüchen wurden einige Keller miteinander verbunden, um so bei Verschüttungen Notausgänge frei zu haben. An zentralen Stellen in der Stadt wurden öffentliche Luftschutzräume hergerichtet. Bei einem Luftangriff wurde der U-Bahnbetrieb eingestellt und die Schächte als Schutzräume freigegeben, in den Parkanlagen wurden Splittergräben ausgehoben, mannshohe Schutzrohre 3 – 4 m tief in einer Länge von 50 bis 80 m in die Erde verlegt, einige nebeneinander, manchmal auch übereinander, an Knotenpunkten wurden riesige Hochbunker in Rekordzeit erstellt. In günstigen Lagen an den Stadträndern oder auf dem Lande wurden entweder Tiefstollen oder Hangstollen gebaut.