Hülzweiler und seine "Linie 4" die Straßenbahn
Teil 2
von Otto Wilhelm
Wie ging es nun weiter mit den Bemühungen, Hülzweiler einen Anschluss an das Straßenbahnnetz zu ermöglichen? Der schon genannte Ortsvorsteher Mathias Rupp hatte sich seit seinem Amtsantritt 1920 bemüht, Hülzweiler verkehrstechnisch zu verbessern. Die zuständigen Stellen in Saarlouis glaubten jedoch nicht an eine ausreichende "Rentabilität" einer Straßenbahnlinie nach Hülzweiler. Doch immer wieder versuchte O.V. Rupp durch Eingaben und auch persönliche Vorstellungen, diese vom Gegenteil zu überzeugen. Eine Eingabe vom 23.03.1925 kann als gravierendes Beispiel gelten (siehe Anlage). Letztendlich schaffte Rupp den Durchbruch und erhielt einen positiven Bescheid, und im Jahre 1926 wurde mit dem Ausbau der Nebenstrecke von Fraulautern aus nach Hülzweiler begonnen. An der Haltestelle Ulanenstraße wurde eine Weichenstelle installiert für den Abzweig nach Hülzweiler, die ''von Hand" bedient werden musste. Rechtzeitig zur Hülzweiler Kirmes fuhr die erste "Elektrisch" am 13. August 1927 in Hülzweiler ein (siehe Bild). Eine große Anzahl von Menschen begrüßte das Eintreffen der Bahn mit Triebwagen und Anhänger.
Die Linie 4, die bis jetzt durch Ensdorf fuhr, jetzt durch bis Bous, wurde zur Linie 6, und Hülzweiler wurde als "Linie 4" eingeführt. Die Streckenführung war wie folgt: Saarlouis Kleiner Markt, großer Markt, Bahnhof, Badeanstalt Frlt., Wirtstraße, Ulanenstraße, mit Weiche, Goldner Stiefel, Sand, Sandberg, Neue Welt, Endstation a.d. Kirche mit Wendeschleife. Die Stellen Badeanstalt Frlt. Sand und Sandberg waren nur Zahlstellen, keine normalen Haltestellen.
(Die Strecke Sls - Ensdorf - Bous wurde Linie 6.)
Zwischen Fraulautern und Hülzweiler befuhr die Bahn eine Schotteraufschüttung neben der Straße bis zum Ortseingang von Hülzweiler. Dann verlief die Linie auf der linken Spur direkt auf der Straße durch das Dorf bis zur Endstation. Es war verkehrstechnisch eine riskante Angelegenheit, an die man sich Hülzweiler erst einmal gewöhnen mußte. Bei dem heutigen Verkehrsaufkommen eine unmögliche Situation.
Die vielfach vertretene Befürchtung, die Bahn würde sich nicht rentieren, erwies sich als falsch. Die Linie 4 zeigte sich positiv für Hülzweiler, wurde von der Bevölkerung in hohem Maße genutzt, und auch die Nachbarn as Schwarzenholz profitierten davon.
(Im nächsten Bericht werden u.a. Personen aus Hülzweiler vorgestellt, die Anstellung bei der Bahn fanden. Die erste P. war eine Frau, die bereits 1914 Schaffnerin der Linie nach Wallerfangen war (Bildanhang).
Hülzweiler, den 23.3.25.
Ergebenst zurückgesandt.
Der gewöhnliche Verkehr dürfte täglich ungefähr 80-100 Personen betragen. Außerdem arbeiten in Fraulautern und Dillingerhütte ungefähr 100 Personen. Es kommen noch in den Mittagsstunden die Essensträger in Frage, ungefähr 40 Personen. In kurzer Zeit dürfte Schacht Duhamel in vollständigen Betrieb kommen, sodaß ungefähr 4-500 jeden Tag nach dort müssen. Auch ist damit zu rechnen, daß Leute von Schwarzenholz über Hülzweiler nach Saarlouis fahren würden. Auch ist zu erwarten, daß d. Bahn viel benutzt werden könnte für Transport u. sonstige Materialien. Da ich d. Woche Frühschicht habe, bitte ich zu entschuldigen, daß ich persönlich d. Bericht nicht abgeben konnte. - Rupp - 13. August 1927. Erste Fahrt "Linie 4" Ankunft in Hülzweiler
Veröffentlicht im Gemeindeboten Schwalbach: 27.11.2009 : 48/09